Ihr habt einen flachen, glatten Stein vor euch, schön weiß wie ein Blatt
Papier. Darauf legt ihr eine Zeichnung an.
Der Stein wird mit Chemikalien behandelt, dann ist die Zeichnung fest.
Sie wird mit einer Rolle aus Leder, stellt sie euch ähnlich wie ein Nudelholz
vor, farbig eingewalzt, ein Papier wird darauf gelegt, das Ganze durch eine
Presse geschoben, die Druck ausübt, alles ohne Strom, rein mechanisch. So wird
die Zeichnung vom Stein auf das Papier abgedruckt.
Die Zeichnung auf dem Stein aber geht dabei nicht kaputt! Ihr könnt sie immer
wieder drucken, und habt dieselbe vielfach.
Dabei sind es keine billigen Kopien wie ihr sie anders leichter bekommt, sondern
echte Originale!
Ein Tummelplatz für Zeichner, denn genau genommen könnt ihr noch mehr als auf
dem Papier: weiße Linien in einen dunklen Grund ritzten wie beim Holzschnitt,
zarteste Spinnennetze, und andersherum schwarze Linien auf weißen Grund zeichnen,
und zwar alle möglichen Strukturen, die mit Feder, Pinsel, Stiften, Kreide und anderem erzeugt werden können.
Wäre solch eine Mischung einfach gleich auf Papier gezeichnet, fiele sie doch
optisch auseinander: der eine Stift glänzt speckig, der andere ist rauh, Tusche
matt, Bleistift silbrig…
Nun, die Lithografie druckt alles in derselben Schwärze,
erlaubt also alle Strukturen, nur optisch harmonisch zusammengezogen.
Selbstverständlich wird auch farbig gedruckt! Ganze Fotos sind früher auf diese
Art gedruckt worden, Zeitschriften, Werbeplakate, Massenware, bevor der
Fortschritt die „Litho“ verdrängte.
Es ist eine alte Technik, von dem Österreicher Alois Senefelder um 1796
entwickelt und heute nur noch für Künstler gebräuchlich, die einen ausgebildeten
Drucker zu Hilfer nehmen, wenn auch wenige es beherrschen, so wie es auch nur
noch wenige, und kleine Werkstätten gibt.